Chronik der Liebenzeller Gemeinschaft und der EC-Jugendarbeit - die ersten 75 Jahre
Jahreslosung von 1932 aus Psalm 98,1
„Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder.“
1913 erwarb Friedrich Gerlach (1879-1949), Bäckermeister mit eigener Bäckerei in Stuttgart, das Wohnhaus und die Zwiebackfabrik in der Schwetzinger Straße 83.
Die Hofeinfahrt wurde 1915 überbaut, um einen Gottesdienstraum zu haben, wo Gottes Wort verkündigt werden konnte. Denn die Familie war groß und durch Gerlachs missionarischen Einsatz kamen die Angestellten und Bäcker auch zu den Gottesdiensten. Damals nannte man den Verein „Christen ohne Sonderbekenntnis“. Später war dann der Zusammenschluss mit der „Freien Christlichen Gemeinde“. Zu Beginn hielt Friedrich Gerlach die Predigten meist selbst.
Nach dem Tod seiner Frau (1921) heiratete er Luise Bühler, die Kinderschwester seiner sechs Kinder. Luise Gerlach ging einige Jahre später (1931) zu einem Kuraufenthalt nach Bad Liebenzell und wohnte im Haus Pilgerruhe. Dort lernte sie Pfr. Heinrich Coerper kennen und kam so in Kontakt mit der Liebenzeller Mission. Aus diesem Kontakt heraus bekam die junge Gemeinschaft in Wiesloch Schwester Maria Steiner zur Unterstützung. Sie musste allerdings wegen Kriegsbeginn 1939 zurück in die Schweiz.
Pfarrer Heinrich Coerper hatte 1899 den deutschen Zweig der China-Inland-Mission gegründet. 1902 verlor das Werk sein Hamburger Domizil. Lina Stahl, eine Diakonisse in Bad Liebenzell, hörte davon. Sie hatte jahrelang Gott darum gebeten, aus dem Schlossberghügel der kleinen Stadt einen „feuerspeienden Berg“ zu machen. Auf ihre Einladung hin siedelte Heinrich Coerper um in den Schwarzwald. 1906 nahm die junge Mission offiziell den Namen ihrer neuen Heimat an: Aus dem deutschen Zweig der China-Inland-Mission wurde die „Liebenzeller Mission“. Heute arbeitet die Liebenzeller Mission mit rund 230 Missionaren in 26 Ländern.
Durch Schwester Maria Steiner wurde am 21. Februar 1932 der EC-Jugendbund mit 12 jungen Frauen, die EC-Mitglieder wurden, gegründet. Das waren Luise Gerlach, Luise Gerlach (verh. Ullrich), Esther Gerlach (verh. Pfefferle), Binchen Mayer (verh. Kraft), Anna Klotz, Elsa Kessler (verh. Steeger), Trudel Hölder, Bertha Reidel, Lisbeth Lenz, Else Schmid und Dora Milke.
Pfr. H. Coerper hatte, neben dem LM –Vorsitz, auch den Vorsitz unseres SWD-EC-Verbandes inne (1904 – 1933). Mit aus diesem Grund war und ist der EC stets eng verbunden mit der Liebenzeller Mission (LM) und dem Liebenzeller Gemeinschaftsverband .(Der LGV trennte sich von der LM und wurde selbstständig. Die Gründung war am 28.09.1933).
Aufgrund der Differenzen zwischen der „Freien Christlichen Gemeinde“ - hier war es verboten, dass Frauen predigten - und der „Versammlung“, so sagte man zu der Zeit zu der Gemeinschaft, trennten sie sich 1931/32.Von da an hielten sich Familie Gerlach und die übriggebliebenen Gemeinschaftsglieder zur Liebenzeller Mission und zum Liebenzeller Gemeinschaftsverband.
Etliche Prediger kamen ab da nach Wiesloch um die junge Gemeinschaft und den EC-Jugendbund zu betreuen. Emil Oberst 1931, Gottlieb Weiland 1932, Fritz Göttler war 1933 hier, Robert Mannhardt wohnte bei Gerlachs (1933-1936) und versah den Predigt- und Seelsorgedienst. Selbst Pfr. Heinrich Coerper schaute immer wieder nach den Wieslochern.
Vor dem Krieg gab es Evangelisationen, die von Fritz Göttler schon 1933 im damals größten Saal Wieslochs, dem „Deutschen Hof“ (jetzt BBBank), statt fand. Gottlieb Weiland hielt auch eine Evangelisation im Hotel Pfalz, der heutigen Sparkasse.
Während des Krieges konnte die Gemeinschaft und der EC-Jugendbund weiter zusammen kommen, sie wurden von Prediger Gustav Mohn (1939), der in Heidelsbeim wohnte, von Max Runge (EC-Bundeswart) (1942) und Schwester Hildegard Kohm (1942) betreut.
Oft standen Leute vor der Tür von Familie Gerlach und fragten nach Essen. Nie wurden sie abgewiesen. Sie bekamen immer etwas, auch wenn es nur eine Suppe oder Zwieback war. So wurde auch das Evangelium durch Gerlachs weitergesagt und Nächstenliebe praktisch weitergegeben.
Die früheren Kontakte von Luise Gerlach nach HD/Rohrbach zu Schw. Barbara Kriechbaum, Schw. Jakobine, Hilde Wäsch und Studienrat Neck (1945), später auch noch zu Prediger Maier (1950), kamen der Wieslocher Gemeinschaft zugute. Sie waren für die Gemeinschaft und den EC-Jugendbund da. Die Jahre nach dem Krieg wurden genutzt um auf vielfältige Weise Gottes Wort zu verkündigen und zum Glauben an Jesus Christus aufzurufen.
Angesichts der vielen Veranstaltungen kann man sehen, wie wichtig der Liebenzeller Gemeinschaft und dem EC-Jugendbund die Menschen in Wiesloch waren.
So wurde 1950 von EC und CVJM zusammen eine Jugendevangelisation mit Arno Pagel (1.Bundespfarrer des Deutschen EC-Verbandes nach dem 2.Weltkrieg) in der Stadthalle veranstaltet. Prediger Kurt Maier hatte im Sommer 1951 die erste Kinderfreizeit in Wiesloch organisiert.
Danach wurde die Liebenzeller Gemeinschaft Wiesloch vom LGV-Bezirk Bruchsal betreut.
Auch fand 1952 eine Zeltevangelisation von Jugend für Christus statt, und 1955 war durch eine enge Zusammenarbeit von EC, LGV und CVJM eine Zeltevangelisation der Liebenzeller Mission in Wiesloch. 1957 hielt Prediger Christian Decker eine Evangelisation im Gemeindehaus der ev. Kirchengemeinde in der Friedrichstraße.
Jährlich gab es Evangelisationen und Bibeltage in dem kleinen Saal über der Hofeinfahrt. In der Zeit, als die Gemeinschaft im kleinen Saal war, waren Frau Frohwerk mit Kindern, Familie Schweinfurt, Fabrikant Renz aus Langenbrücken, Herr und Frau Schweinfurt, Familie Haut, Familie „Kohlen“ Wagner und andere treue Personen Gemeindeglieder. Familie Liebold gehörte, auch noch in der Zeit im Inselsaal, bis zu ihrem Wegzug dazu. Er war im Ältestenkreis und somit auch für die Leitung der Gemeinschaft mit zuständig.
1968 gab es von EC, CVJM, dem Missionstrupp Frohe Botschaft und mit Wolfgang Heiner als Referent, eine Evangelisation im Gemeindehaus der Johannesgemeinde in der Friedrichstraße. Aus dieser Jugendevangelisation entstand über viele Jahre die Arbeit der „Offenen Abende“.
Dazu ein Briefauszug von Karl Hertlein an seine Schwester Elise:
Wir sind mitten in den Vorbereitungen unserer Großevangelisation. Am Freitag war Hermann den ganzen Tag unterwegs, Plakate in den Geschäften anzubringen. Drei Trupps waren unterwegs. Etwa 100 Plakate haben sie untergebracht. Zur Zeit werden Adressen geschrieben, an jetzige und ehemalige Konfirmanden, zurück etwa 7 Jahre, mit besonderer Einladung an dieselbigen. Ab Donnerstag werden die ersten einer 16-köpfigen Mannschaft in Wiesloch eintreffen. Quartiere haben wir für alle, Mittagessen fehlen noch für etliche. Zudem kommen in der ersten Woche noch 9 Bibelschülerinnen um besonders einzuladen von Haus zu Haus. Wir haben viel gebetet für die Tage. Wir wollen umso mehr tun, als die Tage näher kommen. Es könnte sonst alles umsonst sein, wenn nicht Menschen die Stimme des Sohnes Gottes hören würden, seinen Ruf zu neuem Leben. Das ist das einzige auf was es uns ankommt, dass Menschen zur Gewissheit des Ewigen Lebens kommen, damit sie nicht verloren gehen.
Der Saal wurde natürlich zu klein, besondere Veranstaltungen konnte man nicht mehr halten und so wurde 1968 von Familie Hertlein die Backstube der geschlossenen Zwiebackfabrik (unentgeltlich) zur Verfügung gestellt und die Kosten für den Umbau noch finanziert. Am 27.9.1970 war die Einweihung des „Inselsaals“ - der Name sollte eine Anlehnung an die Missionare sein, um die Unterstützung und enge Verbundenheit deutlich zu machen. Insbesondere an die Missionarsfamilie Peter Ermel, dessen Frau aus Wiesloch stammt, und die zu der Zeit auf den Truk-Inseln tätig war. Der Inselsaal sollte außerdem eine Insel der Gemeinschaft innerhalb einer unruhigen Zeit sein.
In der Zeit von 1960 - 1968 fand wohl kein Jugendbund für die jungen Leute statt, die Kinder- und Jungscharstunden waren nach wie vor besucht und wurden ehrenamtlich von Frauen aus der Gemeinschaft gehalten. 1973 begann ein Neuanfang des EC-Jugendbundes, worauf 1975 im Gemeindehaus West eine Jugendwoche statt fand. 1980 war eine Zeltevangelisation in Wiesloch,
1988 EC-Kreisverbandstreffen im Gemeindehaus der ev. Kirchengemeinde in der Friedrichstraße, 1988 Missionsnachmittag im Gemeindehaus in der Friedrichstraße und 1989 feierten wir das 90. Jubiläum der LM - auch im Gemeindehaus Friedrichstraße.
1990 veranstaltete die EC-Jugendarbeit eine Jugendevangelisation „After Eight“ im Kulturhaus mit Markus Gulden, EC-Bundeswart des SWD-EC-Verbandes.
1992 konnte der Bauplatz für ein Gemeindehaus gekauft werden, denn die Platzbedürfnisse sprengten den Inselsaal, es waren nur eine kleine Teeküche und eine Toilette vorhanden. Viele junge Familien mit kleinen Kinder kamen und es war klar, es musste sich etwas ändern. Für alle Gemeindeglieder war der September 1997 ein besonderer Höhepunkt. Es konnte mit dem Bau des neuen Gemeindehauses begonnen werden, dessen Einweihung nach vielen ehrenamtlichen Arbeiteinsätzen im November 2000 war.
Ab 1995 fand der Jugendbund nicht mehr statt, da viele der Teilnehmer „zu alt“ waren. Sie trafen sich in Hauskreisen. Die Kinder -, Jungschar- und Teenarbeit bestand aber durchgehend weiter. So nahm unsere EC-Jungschar 1997 an der Endrunde der Dt. Bibelquizmeisterschaft in Gießen teil.
Aus dem damaligen Teentreff wurde erneut der Jugendkreis belebt. Die Neugründung des Jugendkreises „Life“ war im Jahr 1998.
Von 1991 bis 2001war die EC-Jugendarbeit bei Wein und Markt jedes Jahr vertreten. Zudem begann die Liebenzeller Gemeinschaft 1992 mit dem Stand auf dem Wieslocher Weihnachtsmarkt und war jedes Jahr vertreten bis 2003.
2004 war ein Nachmittag mit dem CVJM im Gemeindehaus.
Die Liebenzeller Gemeinschaft nahm ab 1994, mit Kuchen- und Bücherverkauf, am Wieslocher Herbst teil und ab 2002 kamen Angebote für Kinder hinzu, die von der EC-Jugendarbeit organisiert wurden.
Die EC-Jugendarbeit hat zwei Jugendwochen „Bassmoluff“ 2001 und „Ich glaubs“ 2005, die mit Straßen- und Schuleinsätzen begleitet wurden, im neu gebauten Gemeindehaus ausgerichtet.
Viele verschiedene Aktionen wurden im Lauf der Jahre veranstaltet.
So war 2001 Tag der offenen Tür - die Vorstellung unseres neuen Gemeindehauses. Immer wieder waren und sind Vortragsreihen in unserem Gemeindehaus zu verschiedenen biblischen Themen. 2005 und 2006 fand eine Buchverteilaktion unserer Gemeinschaft, mit Blick auf die Vortragsreihe (gemeinsam mit AB-Verein) mit Prof. Dr. Werner Gitt im Kulturhaus im April 07, statt.
Alle Veranstaltungen wurden und werden hauptsächlich durch ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen durchgeführt. Genau wie der Gemeindealltag nur durch die ehrenamtlichen Mitarbeiter Bestand hat. Die EC-Jugendarbeit und Liebenzeller Gemeinschaft in Wiesloch sind eng miteinander verbunden, sie helfen sich gegenseitig und beten füreinander.
Vieles wird gemeinsam veranstaltet.
Heute sind alle Kreise von 3 bis 30 Jahren in unserer EC-Jugendarbeit vertreten und darüber hinaus gibt es vielfältige Angebote für Ältere und Jüngere in unserer Liebenzeller Gemeinschaft.
Die regelmäßigen Veranstaltungen sind Sonntagsgottesdienste, Gebets- und Bibelstunde, Frauenkreis, Hauskreise, Kinderstunde, Jungschar, Teentreff und Jugendkreis.
Die Gottesdienste werden von verschiedenen Predigern aus dem Liebenzeller Gemeinschaftsbezirk Bruchsal gehalten.
Örtliche Angebote wie Ferienspass, Bistro, Kinderactiontage, Gemeindefreizeiten, Männervesper, Frauenfrühstückstreffen, Frauentreff, Büchercafe, „Auftanken“- Gottesdienste, Familiengottesdienste, Gartenfeste u.a. finden zusätzlich statt und darüber hinaus gibt es noch regionale und überregionale Jugendfreizeiten, Zeltlager, Jungschartage, Sporttage, TMT, JUFA, Goi, Jugendgottesdienst, KV-Treffs, Missionsfeste uvm., an denen die Liebenzeller Gemeinschaft und die EC-Jugendarbeit teil nimmt.
Bei allen Aktionen, die es in den vergangenen 75 Jahren gab und die es noch geben wird, war und ist das Wichtigste Gottes Führung, seine Weisheit und sein Segen. Ohne ihn können wir nichts tun. Alles zur Ehre unseres Herrn.
Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und seine Wahrheit erkennen.
Es gibt nur einen einzigen Gott und nur einen Einzigen, der zwischen Gott und den
Menschen vermittelt und Frieden schafft. Das ist der Mensch Jesus Christus.
Er hat sein Leben am Kreuz geopfert, damit wir alle erlöst werden.
1. Timotheus 2, 4-6